Pensionskonto belebt Nachfrage

Wiener Städtische – Vorreiter bei privater Altersvorsorge

Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen AG Vienna Insurance Group (Foto, © Wiener Städtische, Elke Mayr)

„Die Einführung des Pensionskontos in Österreich schafft Klarheit über den individuellen Vorsorgebedarf – und der ist offensichtlich groß.“

Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen AG Vienna Insurance Group

Wie beurteilen Sie die Einführung des Pensionskontos in Österreich?

Lasshofer: Bislang war für viele Menschen nicht klar bzw. nur schwer zu errechnen, wie hoch ihre staatliche Pension einmal sein wird. Mit Wirkung per 1. Jänner 2014 wurden die komplexen Pensionsmodelle auf ein einheitliches System, das sogenannte Pensionskonto, umgestellt. Davon betroffen sind alle nach dem 1. Jänner 1955 geborenen Österreicher, d.h. ein Großteil der heutigen Erwerbstätigen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Mit dem virtuellen Konto hat jeder die Möglichkeit, praktisch per Mausklick, die Summe all seiner bisherigen Gutschriften für die Pension einzusehen. Das schafft meines Erachtens absolute Klarheit über den eigenen staatlichen Pensionsanspruch. Und vergleicht man diesen Anspruch mit seinem aktuellen Einkommen, wird einem schlagartig bewusst, wie groß die berüchtigte Pensionslücke tatsächlich ist. Diese Lücke gilt es zu schließen – und hier kommen wir ins Spiel.

Hat die Einführung des Pensionskontos die diesbezügliche Nachfrage bei der Wiener Städtischen belebt?

Lasshofer: Wir konnten 2014 in allen Versicherungssparten ein Prämienwachstum erzielen. Die Lebensversicherung profitierte neben der starken Thematisierung des Pensionskontos und damit der Pensionsvorsorge jedoch vor allem von der gesetzlichen Änderung beim Einmalerlag. Per 1. März 2014 wurde die steuerlich relevante Mindestbindefrist für Personen ab 50 Jahren von 15 auf zehn Jahre reduziert, was bei uns zu einem deutlichen Prämienplus beigetragen hat.

Welche konkreten Maßnahmen haben Sie 2014 gesetzt?

Lasshofer: Wir haben die aktuellen Rahmenbedingungen und die intensive Diskussion in der Öffentlichkeit dazu genutzt, neue Vorsorgeprodukte zu entwickeln und unsere Informationsmaßnahmen zu verstärken. Mit „WOMAN plus“ haben wir im Jahr 2014 beispielsweise ein speziell für die Vorsorgebedürfnisse von Frauen entwickeltes Produkt auf den Markt gebracht, das sehr gut nachgefragt wird.

WOMAN plus, Werbesujet der Wiener Städtischen (Foto, © Wiener Städtische)

WOMAN plus. Maßgeschneidertes Produkt zur Altersvorsorge von Frauen.

Warum gerade für Frauen?

Lasshofer: Die Ausgangslage von Frauen und Männern ist auch bei der persönlichen Vorsorge sehr unterschiedlich: Kindererziehung und Teilzeitjobs prägen immer noch die Realität vieler Frauen. Auch bei Vollzeitarbeit verdienen sie im Schnitt weniger als ihre männlichen Kollegen. Die Folge: Das durchschnittliche Pensionseinkommen von Frauen liegt um 45% unter dem Niveau der Männer.

Können Sie sich eine garantielose Lebensversicherung vorstellen?

Lasshofer: Aufgrund des aktuell sehr niedrigen Zinsumfelds hat die Finanzmarktaufsicht den Garantiezinssatz, der Versicherungsnehmern maximal zugesichert werden darf, für neu abgeschlossene Lebensversicherungen mit Anfang 2015 von 1,75% auf 1,5% gesenkt. Damit ist die Lebensversicherung immer noch attraktiver als zum Beispiel ein Sparbuch. Wir planen derzeit nicht, ein garantiefreies Produkt auf den Markt zu bringen, beobachten jedoch die nationalen und internationalen Entwicklungen mit der notwendigen Aufmerksamkeit. Für unsere Kundinnen und Kunden ist die Kombination aus garantiertem Zins und Gewinnbeteiligung noch immer eines der stärksten Argumente, ihr Geld in eine Lebensversicherung zu investieren. Eine Beschneidung dieser Garantie kann somit nicht im Sinne der Kundinnen und Kunden und ihrer Vorsorgebedürfnisse sein.

Lebensversicherungen in Österreich*)

9,8 Mio. Lebensversicherungs­verträge bestehen per Jahresende 2013, davon 7 Mio. als klassische und 2,8 Mio. als fondsgebundene Lebensversicherung.

42% der Versicherten nennen die Pensionsvorsorge als Hauptmotiv für den Abschluss einer Lebensversicherung. 29% wollen das Geld später ihren Nachkommen vererben, für 28% steht der Vermögensaufbau im Fokus.

154 Euro gaben Österreicher 2013 im Schnitt monatlich für die Altersvorsorge aus, das sind um 30 Euro mehr als 2011.

2,1% der Wirtschaftsleistungen fließen in Österreich in die private Lebensversicherung, im westeuropäischen Durchschnitt sind es 4,5%.

*) Jahr 2013, Quelle: Versicherungsverband Österreich