Strategische Maßnahmen und Initiativen

Damit sichergestellt ist, dass die VIG auch in Zukunft ein starker und erfolgreicher Player am zentral- und osteuropäischen Versicherungsmarkt bleibt, wurde ein strategisches Arbeitsprogramm erarbeitet. Das Jahr 2016 stand aus diesem Grund auch im Zeichen der Analyse der 25 VIG-Märkte. Die Vienna Insurance Group konzentriert sich im Rahmen dieses Arbeitsprogramms neben der Nutzung von profitablen Marktpotenzialen insbesondere auf jene Themen, die ihre Zukunftsfähigkeit absichern, ihr Geschäftsmodell in Richtung Kosteneffizienz und Effektivität optimieren und die Zusammenarbeit und Organisation innerhalb der Gruppe unterstützen. Zu diesen drei Stoßrichtungen wurden Initiativen definiert, die bis zum Jahr 2020 umgesetzt werden.

Nachstehend eine Übersicht und Beschreibung von ausgewählten Ansatzpunkten.

Strategische Stoßrichtungen der Agenda 2020 (Grafik)

Stärkung der Marktposition

Die Vienna Insurance Group will ihre Marktanteile sowohl durch organisches Wachstum als auch durch weitere Akquisitionen, die ihre Position auf den Märkten verbessern und das bestehende Portfolio sinnvoll ergänzen, stärken. Mit den Ländern Serbien, Kroatien, Ungarn und Polen hat die VIG vier Märkte definiert, in denen sie mittelfristig ihren Marktanteil auf mindestens 10% steigern möchte. In Serbien konnte dieses Ziel bereits 2016 mit der behördlichen Genehmigung des Erwerbs der AXA-Gesellschaften erreicht werden. Zudem erweiterte der Konzern 2016 sein Engagement in Rumänien und im Baltikum.

Zukauf der AXA-Gesellschaft in Serbien abgeschlossen

Die Vienna Insurance Group unterzeichnete Anfang Juli 2016 einen Kaufvertrag für den Erwerb der Nichtlebensgesellschaft AXA Neživotno Osiguranje a.d.o. Beograd und der Lebensgesellschaft AXA Životno Osiguranje a.d.o. Beograd (AXA Serbien). Nach Erhalt der behördlichen Genehmigungen wurde die Akquisition am 30. November 2016 abgeschlossen, womit sich der Marktanteil der VIG in Serbien auf rund 11,5% erhöht. Die erworbenen Gesellschaften werden nun in die bestehende Wiener Städtische Osiguranje integriert werden.

Zukauf der AXA-Gesellschaft in Rumänien

Die VIG unterzeichnete Anfang August 2016 einen Kaufvertrag für den Erwerb des Lebensversicherers AXA Life Insurance S.A. (AXA Life) in Rumänien und bestätigt damit ihre führende Position auf dem rumänischen Versicherungsmarkt. Die Käufer sind die beiden rumänischen VIG-Konzerngesellschaften BCR Leben und Omniasig. Die Akquisition erfolgt unter dem Vorbehalt der Zustimmung der lokalen Behörden.

Akquisition von BTA Baltic abgeschlossen

Die VIG hat die Mehrheit an der BTA Baltic Insurance Company AAS (BTA Baltic) mit Sitz in Lettland und Zweigniederlassungen in Litauen und Estland erworben. Nach Erhalt der finalen behördlichen Genehmigung für die im Dezember 2015 unterzeichnete Verkaufsvereinbarung wurde die Transaktion am 24. August 2016 abgeschlossen. Durch die Akquisition der BTA Baltic ist die Vienna Insurance Group die führende Versicherungsgruppe im Baltikum.

Absicherung der Zukunftsfähigkeit

Die Vienna Insurance Group stellt mit den Maßnahmen im Rahmen dieser strategischen Stoßrichtung sicher, fit für zukünftige Chancen und Herausforderungen zu bleiben und Potenziale bestmöglich ausschöpfen zu können, um den Unternehmenserfolg langfristig zu gewährleisten.

Versicherung der Zukunft

Das Ziel dieser Initiative liegt in der Auseinandersetzung mit den sich künftig weiter verändernden Lebenswelten und Gewohnheiten der Menschen sowie den Auswirkungen der demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung auf die Versicherungswelt.

Die Vienna Insurance Group hat eine Partnerschaft mit dem Insurance Innovation Lab der Versicherungsforen Leipzig abgeschlossen. Dabei werden Überlegungen zur Relevanz von InsurTechs, Zukunftstrends im Bereich Kfz – wie z.B. das autonome Fahren oder Sensorvernetzung sowie künstlicher Intelligenz angestellt. Zudem werden Untersuchungen zur Gestaltung der Lebensversicherung als attraktives Instrument zur Vorsorge durchgeführt. Im Fokus steht, zusätzliche Mehrwerte zur Hauptaufgabe der Risikoabsicherung bieten zu können.

Digitalisierung

Neben der Automatisierung von Prozessen wird der Fokus bei der Digitalisierung vor allem auf die Produkt- und Serviceseite gesetzt. Im Jahr 2016 wurde damit begonnen, die rund 50 Gesellschaften des Konzerns nach digitalen Entwicklungen, Produkt- und Serviceleistungen zu screenen, mit dem Ziel, diese innovativen Ideen für alle Konzerngesellschaften zugänglich – und bei Möglichkeit – auch über Landesgrenzen hinweg übertragbar zu machen. Die VIG Holding fungiert dabei als digitaler Hub, der die Aktivitäten in der Gruppe unterstützt und koordiniert und eine einheitliche Digitalisierungsstrategie mit den Konzerngesellschaften erarbeitet.

Assistance

Die Vienna Insurance Group sieht im Ausbau der Assistanceleistungen eine große Chance zur Schaffung von Wettbewerbsvorteilen für die Versicherung und ist bereits in der Tschechischen Republik, der Slowakei und Bulgarien mit konzerninternen Assistancegesellschaften tätig.

Im Jahr 2016 wurde im Rahmen dieser Internalisierung ein weiterer Meilenstein durch die erfolgreiche Umsetzung eines Greenfield-Projektes in Polen realisiert. Dabei konnte die modernste Kfz-Assistance am polnischen Markt etabliert werden. Zudem wurde für das Jahr 2017 der Startschuss für die Gründung einer eigenen Assistance in Rumänien gegeben.

Intensivierung von Geschäftsbereichen

In den drei Bereichen Kranken-, Bank- und Rückversicherung will die VIG ihre Geschäftsaktivitäten besonders intensivieren.

Krankenversicherung

Auf Basis der Faktoren Marktgröße und Präsenz der VIG, Struktur des staatlichen Gesundheitssystems und Parameter für den privaten Krankenversicherungsmarkt wurden neben Österreich fünf Märkte definiert, in denen die Krankenversicherung forciert werden soll. Dies sind Polen, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und die Türkei. In diesen fünf Fokusländern wird die Vienna Insurance Group gemeinsam mit dem lokalen Management konkrete Businesspläne zur Erweiterung des Portfolios in diesem Segment erarbeiten.

Rückversicherung

Die Konzerngesellschaft VIG Re mit Sitz in Prag hat sich in den letzten Jahren als einer der führenden Rückversicherer in der CEE-Region etabliert. Sie ist in 31 Ländern aktiv und hat im Jahr 2016 ein Prämienvolumen von rund EUR 370 Mio. erwirtschaftet. Jetzt setzt die VIG-Tochter die nächsten Initiativen in Richtung Internationalisierung. Geplant sind ein schrittweiser Ausbau des Deutschlandgeschäftes und ein kontrollierter Markteinstieg in Westeuropa, wobei hier der Fokus auf Frankreich, Belgien, Luxemburg und die Schweiz gelegt wird. Dabei möchte sich die VIG Re in den erweiterten Märkten als Nischenplayer für spezielle Kunden- und Marktsegmente positionieren. Als Zielgruppe wurden somit lokal und regional ausgerichtete Erstversicherer definiert.

Bankversicherung

Die Produktwelt des Versicherungsvertriebes über den Bankschalter wird traditionell von Lebensversicherungen dominiert. Die VIG sieht hier noch sehr großes Potenzial, den Bankkunden weitere Versicherungslösungen anzubieten, und plant den Vertrieb von Kranken- und Sachversicherungen zu intensivieren. Gemeinsam mit dem Bankversicherungspartner Erste Group wird eine Projektgruppe gebildet. Ziel des Projekts ist die Optimierung von Produkten, Vertrieb und Ertragskomponenten für Bank und Versicherung in allen Ländern, in denen es eine gemeinsame Kooperation von Erste Group und VIG gibt. Im Mittelpunkt stehen die Bedürfnisse und Wünsche des Kunden, eine leichte Verständlichkeit der Produkte und die Einbindung in die Digitalisierungsoffensive der Bank. Versicherungsseitig schließt das auch organisatorische und strukturelle Überlegungen mit ein, die zu einer Verbesserung der Kommunikation und Servicierung der Kunden und Bankpartner führen.

Optimierung des Geschäftsmodells

Neben Themen zur Absicherung der Zukunftsfähigkeit werden parallel Maßnahmen zur Steigerung der Kosteneffizienz gesetzt. Diese Optimierungsmaßnahmen tragen wesentlich zur geplanten Senkung der Combined Ratio bei. Das schließt die Schaffung von Kostenvorteilen durch die Zusammenlegung von Back-Office-Funktionen und Gesellschaften innerhalb der Gruppe mit ein, wenn dadurch langfristig gesehen klare Synergiepotenziale vorliegen, die über die Vorteile eines getrennten Marktauftrittes zu stellen sind.

Betrugsbekämpfung

Die VIG arbeitet laufend an der Optimierung ihrer Prozesse im Rahmen des Schadenmanagements, um dieses effizienter zu gestalten und so Kosten zu reduzieren. Im Jahr 2016 wurde in den Ländern Österreich, der Tschechischen Republik und Polen erfolgreich ein Projekt zur Reduzierung von Versicherungsbetrugsfällen gestartet bzw. fortgesetzt. Das in den drei Ländern erprobte Modell wird nun auf andere Gesellschaften übertragen werden.

Closed-File-Review

Die Vienna Insurance Group hat im Jahr 2016 neben der Betrugsbekämpfung auch ein Projekt zur Analyse des Schadenabwicklungsprozesses gestartet. Ziel der Analyse ist, ein gruppeneinheitliches Vorgehen zur Identifikation und zur Vermeidung von ungerechtfertigter Überzahlung durch Schwachstellen im Schadenprozess sicherzustellen.

Weitere Maßnahmen

Umbenennung des Lebensversicherers Skandia Polen in Vienna Life

Die im Mai 2014 erworbene polnische Lebensversicherungsgesellschaft Skandia wurde im Oktober des Jahres 2016 in „Vienna Life Towarzystwo Ubezpieczeń na Życie SA Vienna Insurance Group” umbenannt.

Umbenennung des ukrainischen Lebensversicherers Jupiter in Kniazha Life

Der ukrainische Lebensversicherer Jupiter wurde im September des Jahres 2016 in Private Joint-Stock Company "Insurance Company "Kniazha Life Vienna Insurance Group" umbenannt.

Kündigung und Rückzahlung von Ergänzungskapitalanleihen

Im Dezember 2016 informierte die VIG den Markt über die Kündigung zweier Ergänzungskapitalanleihen. Mit Wirkung 12. Jänner 2017 erfolgte die Rückzahlung von rund EUR 256 Mio. zum ersten ordentlichen Kündigungstermin durch die VIG als Emittentin. Bereits 2015 wurde, im Wissen um die Kündbarkeit der beiden besagten Ergänzungskapitalanleihen, ein Volumen von EUR 400 Mio. neu begeben. Auf Grund der langfristigen und umsichtigen Finanzplanung des Konzerns hatte die Kündigung somit keine negativen Auswirkungen auf das Rating und kaum auf die Solvenz. Vielmehr hat die VIG ihre Verlässlichkeit als Anleiheemittentin belegt.