Österreich

So wie in der gesamten Eurozone schreitet die wirtschaftliche Erholung auch in Österreich nur langsam und fragil voran. Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostizierte noch im Oktober ein 1%iges Wirtschaftswachstum für 2014 und eine Steigerung auf 1,9% für 2015. Inzwischen sind laut dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) rezessive Tendenzen bemerkbar, die die Prognosen für die beiden Jahre auf 0,3% bzw. 0,5% drücken. Österreich leidet unter der Abschwächung des Welthandels und unter der höchsten Inflationsrate aller EU-Länder. Letztere dämpft den Anstieg des privaten Konsums ebenso wie die kalte Steuerprogression und die angespannte Lage am Arbeitsmarkt.

Positiv wirken dem gegenüber der aktuell extrem niedrige Ölpreis, die Stabilität der Dienstleistungsbranchen sowie das teilweise Substituieren von Exportmärkten. Das niedrige Zinsniveau entlastet zwar die öffentlichen Haushalte in ihrer Schuldenlast, der lange Verbleib auf derart niedrigem Level ist jedoch insgesamt ein Problem, weil auch die langfristigen Inflationserwartungen sinken. Dies wiederum beschränkt die Preissetzungsmacht der Unternehmen und wirkt als negativer Investitionsanreiz. Im Jahr 2015 wird sich der Trend der Verringerung des Zinsniveaus weiter fortsetzen, was auch in Zukunft Lebensversicherungen vor spezielle Herausforderungen stellen wird.

2014 war ein Jahr, in dem wesentliche Teile der Restrukturierung des österreichischen Bankensystems durchgeführt wurden. Die Staatsverschuldung stieg im Vergleich zum Vorjahr unter anderem durch die Bankenhilfen im Ausmaß von EUR 4,4 Mrd. um 5,6%-Punkte an und beträgt nun 80,1% des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Für 2015 sind noch Unterstützungsmaßnahmen von EUR 1 Mrd. geplant. Insgesamt bleibt Österreich auf den internationalen Finanzmärkten mit einem „AA+“-Rating von Standard & Poor’s konstant bewertet.

Daran dürften auch die von der FMA mit Bescheid vom 1. März 2015 beschlossene Abwicklung der staatlichen Bankenabbaugesellschaft HETA (Abbaugesellschaft der Hypo Alpe Adria) im Rahmen des Sanierungs- und Abwicklungsgesetzes BaSAG und die damit verbundenen Auswirkungen auf den Finanzstandort Österreich unmittelbar nichts ändern. Die VIG hat dies in ihrem Konzernabschluss zum 31. Dezember 2014 insofern berücksichtigt, als Forderungen österreichischer Konzerngesellschaften gegen die HETA mit einem hohen Anteil abgeschrieben wurden.

Auf Ebene der europäischen Versicherungsaufsicht werden die vorgesehenen Regelungen im Rahmen von Solvency II im geplanten Umfang sowie in Österreich die VAG-Novellen mit 1. Jänner 2016 in Kraft treten.

Für 2015 erwartet der Österreichische Versicherungsverband (VVO) ein Prämienvolumen von EUR 17,2 Mrd., was im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung von 0,6% entspricht. Während der Schaden- und Unfallversicherungsbereich mit 2,0% um 0,8%-Punkte schwächer wachsen wird als 2014, dürfte das Geschäft mit Lebensversicherungen, das 2014 aufgrund hoher Einmalerläge um knapp 4% zulegen konnte, im kommenden Jahr um 2% zurückgehen. Das Prämienvolumen am österreichischen Krankenversicherungssektor dürfte ein stabiles Wachstum von 3,2% aufweisen.