Die wirtschaftliche Entwicklung der Länder in Zentral- und Osteuropa unterliegt im Wesentlichen drei Trends:

Zum einen gibt es in den großen Kernmärkten der Vienna Insurance Group wie der Tschechischen Republik, Polen, der Slowakei und Rumänien positive Trends. Diese haben ihren Ursprung einerseits im leichten Aufschwung der Eurozone, die eine wichtige Exportregion für CEE-Länder darstellt. Andererseits ist es mancherorts die erfolgreiche nationale Wirtschaftspolitik vergangener Jahre, die erste Früchte trägt, weil sie die nationalen Wirtschaftssysteme stabilisiert und durchwegs zu Wachstumsraten zwischen 2,0% und 3,5% geführt hat. Für die kommenden beiden Jahre werden mit Ausnahme von Ungarn (-1,2%-Punkte in 2015 bzw. -0,3%-Punkte in 2016) noch leichte Steigerungen dieser Zuwachsraten prognostiziert.

Der zweite Trend zeigt sich in der Stagnation der Westbalkanländer. Im Vergleich zu 2014 hat sich die Lage bereits verbessert, weil Prognosen keinem einzigen Land eine längerfristige Rezession von mehreren Quartalen oder Halbjahren vorhersagen. Für Kroatien wird ein Wachstum knapp über und für Serbien knapp unter 0% prognostiziert. Bosnien-Herzegowina, Albanien, Slowenien und Montenegro wachsen voraussichtlich mit 1,6% bis 2,3%. Mazedonien hingegen ist mit einem konstanten 3,5%igen Wachstum das Vorzeigeland der Region.

Der dritte große Trend in CEE sind die wirtschaftlichen Schäden, die der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine allen involvierten Ländern bringt. In erster Linie leiden die beiden Konfliktparteien selbst unter den wechselseitigen Wirtschaftssanktionen. Zusätzlich sind es jedoch auch die baltischen Länder, die von der Schwäche Russlands betroffen sind. Indirekt ist es jedoch auch ein wirtschaftlicher Schaden für die EU-Länder, denen mit Russland ein großer Absatzmarkt verloren geht.

Abseits dieser drei Trends ist noch auffällig, dass die Türkei mit ihrem hohen Leistungsbilanzdefizit stark vom niedrigen Ölpreis profitiert.

Die insgesamt relevanteste Entwicklung, und somit von großer Bedeutung für die Zukunft, ist der Aufschwung der CEE-Kernmärkte der VIG im Jahr 2014. Sollte die Eurozone weiter stabil bleiben, könnten auch die Länder der Peripherie in CEE davon profitieren.

Weniger positiv für CEE sind die hohe Fragilität der Konsolidierung in der Eurozone sowie die zunehmend niedrigere Bewertung der Emerging Markets auf den internationalen Finanzmärkten. Zwar trifft dies wohl in erster Linie auf Brasilien und Russland zu, es ist jedoch zu bedenken, dass sich weniger differenzierte Anlagestrategien auch auf CEE negativ auswirken können.

Zu Beginn des Jahres 2015 hat die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs des Franken von EUR 1,20 aufgehoben und damit für eine gewisse Verunsicherung auf den Finanzmärkten gesorgt. Die Region CEE ist davon insofern negativ betroffen, als dort viele Franken-Kredite vergeben wurden, deren Rückzahlung somit deutlich teurer ist.

In Hinblick auf die Eurozone stellt die labile Kooperation zwischen der neuen griechischen Regierung und der EU bzw. der Troika für die gesamte europäische Region ein Risiko dar, zumal von deutscher Seite eine Verkleinerung der Eurozone nicht mehr kategorisch ausgeschlossen wurde.

Zudem bleibt abzuwarten, wie stark und wie nachhaltig das derzeitige Niedrigzinsniveau vom Anleihekaufprogramm, das die EZB Mitte Jänner 2015 beschlossen hat, beeinflusst werden wird. Der Umfang von EUR 1,14 Billionen liegt über den Erwartungen der meisten Marktteilnehmer, dennoch werden die Reaktionen von mehreren Faktoren abhängen. Unter anderem davon, wie die Aufteilung in Unternehmens- und Staatsanleihen aussieht und ob die Regelung, dass die Staatsanleihenkäufe durch die nationalen Notenbanken getätigt werden, auf den Märkten als kluge Maßnahme zur Eigenverantwortung oder eher als Signal mangelnder politischer Kohäsion in der Eurozone interpretiert wird.