Niedrige Zinsen als Herausforderung

VIG – weiterhin konservativ veranlagt

Karikatur zum Thema Zinstief (Illustration, © Artur Bodenstein)

0,05% Zinsen. Auf diesen historischen Tiefstand senkte die Europäische Zentralbank (EZB) am 4. September 2014 die Leitzinsen; bereits im Juni erfolgte eine Absenkung von 0,25% auf 0,15%.

Hinter dieser Entscheidung steht die vermehrte Sorge vor einer Deflation, die angesichts einer niedrigen und in manchen Euroländern sogar negativen Inflation droht. Unternehmen und Verbraucher könnten in diesem Umfeld Investitionen und Anschaffungen in Erwartung weiterer Preissenkungen hinauszögern und damit die ohnehin fragile Konjunkturlage in Europa gefährden. Doch welche Auswirkungen gehen mit diesem Zinsniveau für die Versicherungsbranche einher?

Davon betroffen sind vor allem Lebensversicherungen, die den Kunden einen garantierten Zinssatz zusichern. Bedingt durch den aktuell niedrigen Leitzinssatz sah sich die österreichische Finanzmarktaufsicht dazu veranlasst, diesen Garantiezinssatz für neu abgeschlossene Lebensversicherungen mit Anfang 2015 von bis dahin 1,75% auf 1,5% zu senken.

Wie gut konnten Österreichs Versicherungen bislang mit der Zinsentwicklung umgehen? Nach Auskunft des Versicherungsverbandes Österreichs lag im Jahr 2013 die Gesamtverzinsung der Lebensversicherungen in Österreich inkl. Gewinnbeteiligung bei durchschnittlich 3,25% und der isolierte Garantiezinssatz der Bestandsverträge bei 2,7% bis 2,8%. Demnach waren die Versicherungen in der Lage, trotz niedrigen Zinsniveaus ausreichende Veranlagungserträge zu erzielen.

Versprochen – gehalten

Für Lebensversicherungen liegt die Herausforderung darin, die Leistungen, die für 20, 30 oder mehr Jahre versprochen wurden, zum Fälligkeitszeitpunkt auch erfüllen zu können. Entscheidend ist dabei, ob sich die Laufzeit dieser Verpflichtung mit jener der Vermögensveranlagung deckt. Das sicherzustellen, ist die zentrale Aufgabe des Asset-Liability-Managements. „Wenn ich meinem Kunden garantiert habe, ihm in 30 Jahren seine bis dahin bezahlten Prämien inkl. einer bestimmten Verzinsung zurückzubezahlen, und zum selben Zeitpunkt in eine Anleihe investiert habe, die zumindest diese Verzinsung sicherstellt, so besteht kein Problem“, meint dazu Werner Matula, Leiter des Aktuariats der VIG Holding.

Wie die in Form von Prämien anvertrauten Kundengelder bei einer klassischen Lebensversicherung zu veranlagen sind, ist stark reglementiert. Zudem hat die Finanzmarktaufsicht in Österreich bereits für das Jahr 2013 eine sogenannte Zinszusatzrückstellung verordnet, um die Erfüllungen der Leistungszusagen der Lebensversicherungen in Lokalwährung sicherzustellen. Und auch die unter dem Schlagwort Solvency II zusammengefassten Regulierungs- und Aufsichtsbestimmungen dienen diesem Ziel (mehr lesen).

Konservative Veranlagung

Die VIG verfolgt seit jeher eine konservative Veranlagungsstrategie. Für jede VIG-Konzerngesellschaft bestehen verbindliche Anlagerichtlinien, deren Einhaltung sehr konsequent überprüft wird. Auch in den Nichtlebenssparten wird penibel darauf geachtet, dass ein positives versicherungstechnisches Ergebnis erzielt wird. Die Verbesserung der sogenannten Combined Ratio auf 96,7% bestätigt die diesbezügliche Strategie der VIG. „Und auch in Zukunft werden wir bei der Produktgestaltung sehr akribisch darauf achten, unser Leistungsversprechen gegenüber den Kunden einhalten zu können“, fasst Matula die Grundhaltung der VIG zusammen.

VIG-Kapitalanlagen

Diversifikation. Per Jahresende 2014 verwaltete die VIG in Summe Kapitalanlagen in Höhe von EUR 31,1 Mrd. Die Struktur veranschaulicht die nachstehende Grafik. Nicht berücksichtigt sind die Kapitalanlagen der fonds- und indexgebundenen Lebensversicherung, die sich per 31. Dezember 2014 auf EUR 7.742,2 Mio. belaufen.

VIG-Kapitalanlagen (Ringdiagramm)