Digitale Transformation: Die Zukunft beginnt jetzt
Ein neues Zielbild, eine Drehscheibe für digitales Know-how, Kooperationen mit Start-ups: Das Jahr 2017 brachte entscheidende Weichenstellungen für den digitalen Transformationsprozess der VIG.
Amazon, Netflix und Co: Sie prägen heute die Erwartungen der Menschen an Kundenerlebnis und Servicequalität – und zwar in allen Branchen. Auch die VIG ist dabei, ihren Kunden ihre Dienstleistungen „anywhere, anytime, any way“ anzubieten. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Konzern 2017 wichtige Schritte gesetzt. Sie alle tragen dazu bei, aus der Vielfalt an innovativen Digitalisierungsprojekten in den lokalen Konzerngesellschaften (siehe Beispiele in Das digitale Zielbild der VIG) ein gruppenweites Gesamtkonzept zu machen. Zwei grundlegende Neuerungen auf Gruppenebene weisen den Weg in die digitale Zukunft der VIG:
- Das digitale Zielbild (Beispiele dazu in Das digitale Zielbild der VIG) schafft ein einheitliches und vor allem umfassendes Verständnis davon, was mit Digitalisierung eigentlich gemeint ist – denn „Digitalisierung ist mehr als nur eine App“, wie Klaus Mühleder, Leiter der Abteilung Konzernentwicklung und Strategie der VIG, betont.
- Auf Holdingebene wurde eine Informations-Drehscheibe für digitale Themen aufgebaut, welche die digitale Transformation vorantreibt und den Wissensaustausch zwischen den einzelnen Gesellschaften steuert.
Moderierte Zusammenarbeit
Das digitale Zielbild ermöglicht auch eine genaue Bestandsaufnahme, wo der Konzern in Sachen Digitalisierung steht: „Wir sind dabei, uns anzusehen, wie fortgeschritten die einzelnen Gesellschaften in den sechs Themenfeldern jeweils sind“, erklärt Mühleder. „Auf dieser Basis legen wir mit ihnen gemeinsam fest, in welchen Bereichen sie sich wie stark weiterentwickeln wollen.“ Daraus entsteht ein digitaler Transformationsplan mit konkreten inhaltlichen Zielen für den gesamten Konzern. Der digitale Hub moderiert die Zusammenarbeit der lokalen Gesellschaften und behält das „big picture“ im Blick. Er sorgt dafür, dass die VIG die Stärken ihrer dezentralen Organisation voll ausspielen kann. Mühleder verdeutlicht das anhand eines Beispiels: „Wird eine bestimmte Lösung in mehreren Gesellschaften oder Ländern benötigt, so wird diese dort entwickelt, wo bereits die notwendige Expertise vorhanden ist. Nach erfolgreicher Umsetzung können die anderen Gesellschaften die Lösung dann mit sehr geringem Zusatzaufwand übernehmen.“
Kooperation mit Start-ups
Eine weitere wesentliche Aufgabe des Hubs besteht darin, Wissen zu sammeln und für alle in der Gruppe verfügbar zu machen – Learnings aus den umgesetzten Projekten ebenso wie eine Start-up-Datenbank oder andere zentrale Informationsressourcen. Auch Kooperationen wie mit dem Insurance Innovation Lab in Leipzig oder dem Connected Insurance Observatory laufen über den Hub. Die VIG nutzt diese Partnerschaft, um sich mit InsurTechs, also Start-ups aus dem Versicherungsbereich, zu vernetzen und mittels Werkstattwochen Praxiswissen über technische Innovationen und deren Anwendbarkeit im Tagesgeschehen aufzubauen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde etwa an Grundlagenthemen wie Peer-2-Peer-Versicherungen, Blockchain, künstliche Intelligenz oder Internet of Things gearbeitet.
Turbo für die Innovation
Gemeinsam mit den beiden Leipziger Digitalisierungszentren Insurance Innovation Lab und SpinLab hat die VIG Ende 2017 ein halbjähriges Programm für InsurTechs aus aller Welt gestartet. Ausgewählte Start-ups aus unter anderem dem Versicherungsbereich bekommen ein modernes Co-Working-Büro zur Verfügung gestellt, erhalten intensive Coachings und profitieren von Kontakten zu Investoren und etablierten Unternehmen. Die VIG wiederum nutzt die Kooperation als direkten Draht zu technischen Innovationen.
Mehrwert der Digitalisierung
Sämtliche Digitalisierungsprojekte der VIG tragen zum Erreichen von zumindest einem von drei übergeordneten Zielen bei:
- Intensivierung der Kundenbeziehung: Digitale Kommunikationskanäle ermöglichen es Versicherungsgesellschaften, nicht nur im Schadenfall mit ihren Kunden in Kontakt zu treten, sondern darüber hinaus weitere, attraktive Services für Kunden zu bieten.
- Effizientere Prozesse: Mit digitalen Tools können Unternehmen vorhandene Mittel produktiver einsetzen. Ein Beispiel: Wenn über den Status einer Schadenabwicklung automatisch Auskunft gegeben wird, können ohne zusätzlichen Ressourceneinsatz deutlich mehr Kundenanfragen (und das ohne Wartezeit) beantwortet werden.
- Neuer Spirit: Die Unternehmenskultur soll sich noch mehr zu einer Kultur der Offenheit weiterentwickeln, die die Intelligenz und Kreativität von möglichst vielen Beteiligten nutzt, in der viel ausprobiert wird und in der auch mal Fehler passieren dürfen. Denn nur eine solche Kultur ermöglicht die digitale Transformation.
Fragen an Klaus Mühleder
Stehen die Versicherungen vor disruptiven Veränderungen?
Ich halte den Begriff der Disruption in der Versicherungswirtschaft für leicht überstrapaziert. Nicht einmal das Geschäftsmodell von Uber ist disruptiv, es unterscheidet sich nicht grundsätzlich von dem eines klassischen Taxiunternehmens. Sie bieten unter Nutzung von Technologie ein smarteres Service als andere an.
Also ist die große Revolution abgesagt?
Wir müssen zwei Wellen der Digitalisierung unterscheiden. Die erste Welle besteht in der Verbesserung des bestehenden Geschäftsmodells durch den intelligenten Einsatz von Technologie – wie bei Uber. Wirklich spannend wird es dann in der zweiten Welle: Wenn wir digitale Technologien dazu nutzen, um neue Geschäftsmodelle – Produktangebote und Angebotsmodelle – zu entwickeln. Wenn wir als Versicherung nicht mehr hauptsächlich Prämien gegen eine Zahlung im Schadenfall tauschen. Sondern wenn die Kunden uns zum Beispiel dafür bezahlen, dass wir sie vor dem Eintritt eines Schadenfalls bewahren.
Wie könnte das konkret aussehen?
Eine Idee: Sensortechnologie in Wasserleitungen kann dabei helfen, Wasserschäden zu verhindern. Das ist den Kunden viel lieber, als eine bestimmte Geldsumme im Falle eines Schadens zu erhalten.