Baltikum
Das Baltikum umfasst die Länder Estland, Lettland und Litauen.
Der Baltische Versicherungsmarkt
Der Versicherungsmarkt im Baltikum ist dadurch gekennzeichnet, dass viele Gesellschaften, die ihren Sitz in einem der drei Länder haben, über Zweigniederlassungen auch in den anderen beiden Märkten vertreten sind. Dies führt zu einer überdurchschnittlich hohen Anzahl an Marktteilnehmern. Der Anteil der Top-5-Versicherungsgruppen des Baltikums am Gesamtprämienvolumen liegt mit rund 74% in der Größenordnung anderer Märkte der CEE-Region.
Die Prämien in den drei baltischen Staaten nahmen im 1.–3. Quartal 2017 um 14,3% im Vorjahresvergleich zu. Das höchste Wachstum verzeichnete Litauen mit einem Anstieg von 16,5%. Litauen ist mit einem Anteil von 47,5% am Prämienvolumen auch der größte baltische Einzelmarkt. Mit Steigerungsraten von 14,6% bzw. 10,0% erzielten Lettland und Estland ebenfalls kräftige Zuwächse.
Der Nichtlebenssektor zeigte sich im Jahr 2017 dynamisch, das Prämienwachstum betrug 16,1% in den ersten neun Monaten. Dabei verzeichneten alle drei Länder einen zweistelligen Prämienanstieg. Mit einer Steigerung von 20,5% im Nichtlebensbereich sticht der litauische Markt hervor. Vor allem die Kfz-Sparten trieben das Wachstum. Sie legten um 27,9% im Vergleich zur Vorjahresperiode zu.
Die Lebensversicherungsprämien entwickelten sich mit einem Plus von 9,5% ebenfalls erfreulich. Das stärkste Wachstum innerhalb der baltischen Märkte zeigte die Lebensversicherung in Lettland mit einer Zunahme von 15,1%, gefolgt von Litauen (+7,6%) und Estland (+7,1%). Am Lebensmarkt kommt der index- und fondsgebundenen Versicherung besondere Bedeutung zu. Sie ist nicht nur das bedeutendste Lebenssegment, sie verzeichnete auch hohe Zuwachsraten – in Litauen legte sie um 8,2%, in Estland sogar um 25,3% zu.
Durchschnittlich EUR 247 pro Kopf gab die litauische Bevölkerung für Versicherungen im Jahr 2016 aus. Der Betrag teilt sich in EUR 161 für Nichtlebens- und EUR 86 für Lebensversicherungen. Mit EUR 296 pro Kopf lag die Versicherungsdichte Estlands über dem Vergleichswert Litauens. Davon wurden EUR 231 in Nichtlebens- und EUR 65 in Lebensversicherungen investiert. Lettland wies die niedrigste Versicherungsdichte des Baltikums auf. Sie betrug insgesamt EUR 199. EUR 136 entfielen auf den Nichtlebenssektor, EUR 63 auf den Lebenssektor.
VIG-Gesellschaften im Baltikum
Die VIG ist in allen drei baltischen Staaten vertreten. In Estland befindet sich der Hauptsitz der Compensa Leben, die auch in Lettland und Litauen über Zweigniederlassungen vertreten ist. In Lettland ist die VIG neben der BTA Baltic auch mit dem Sachversicherer InterRisk (vormals Baltikums), der zudem Zweigniederlassungen in Litauen hat und seine Produkte in Estland über Makler vertreibt, tätig. In Litauen ist der Konzern mit der Compensa Nichtleben aktiv. Auch sie hält Zweigniederlassungen in Lettland und Estland.
Die Vienna Insurance Group zählt zu den führenden Versicherungsgruppen im Baltikum. Am Gesamtmarkt belegt der Konzern mit einem Anteil von 19,6% den zweiten Rang. In der Nichtlebensversicherung positioniert sich die Gruppe ebenfalls an zweiter, in der Lebensversicherung an dritter Stelle.
Die lettische Aufsichtsbehörde hat Ende 2017 die Fusion der beiden VIG-Konzerngesellschaften InterRisk und BTA Baltic genehmigt. Durch die Verschmelzung soll die Vertriebskraft der beiden Gesellschaften gebündelt und der Auftritt durch die gemeinsame Marke BTA Baltic im gesamten Baltikum gestärkt werden. Zudem plant die VIG vorbehaltlich der Zustimmung der lokalen Behörden 100% der Anteile am Nichtlebensversicherer Seesam zu erwerben. Mit der Akquisition der Seesam festigt die VIG ihre Marktposition im Baltikum und investiert vor allem in die Verbesserung der selbigen in Estland.
Geschäftsverlauf 2017 im Baltikum
Prämienentwicklung
Die verrechneten Prämien der baltischen Länder erhöhten sich im Jahr 2017 auf EUR 327,6 Mio. (2016: EUR 140,2 Mio.). Der signifikante Prämienanstieg im Vergleich zum Vorjahr ist neben der guten Entwicklung aller Konzerngesellschaften vor allem auf den im Vorjahr erworbenen Nichtlebensversicherer BTA Baltic zurückzuführen. Das abgegrenzte Nettoprämienvolumen stieg im Jahr 2017 auf EUR 242,9 Mio. (2016: EUR 108,1 Mio.).
Aufwendungen für Versicherungsfälle
Die Aufwendungen für Versicherungsfälle abzüglich der Rückversicherung beliefen sich im Jahr 2017 auf EUR 170,0 Mio. (2016: EUR 85,2 Mio.). Der Anstieg ist vorwiegend auf den im Vorjahr erworbenen Nichtlebensversicherer BTA Baltic zurückzuführen.
Aufwendungen für Versicherungsabschluss und -verwaltung
Im Baltikum verzeichnete die VIG im Jahr 2017 Aufwendungen für Versicherungsabschluss und -verwaltung von EUR 67,1 Mio. (2016: EUR 35,2 Mio.). Der Hauptgrund für diesen Anstieg ist auch hier im Wesentlichen auf den im Vorjahr erworbenen Nichtlebensversicherer BTA Baltic zurückzuführen.
Ergebnis vor Steuern
Im Baltikum konnte 2017 das Ergebnis vor Steuern in Höhe von EUR 1,4 Mio. im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert werden (2016: Verlust in Höhe von EUR 11,2 Mio.). Die positive Entwicklung ist eine Folge der deutlich verbesserten Combined Ratio.
Combined Ratio
Vorrangig aufgrund des im Vorjahr erworbenen Nichtlebensversicherers BTA Baltic sowie des generell deutlich besseren versicherungstechnischen Ergebnisses in der Kfz-Haftpflichtversicherung verbesserte sich die Combined Ratio im Vergleich zum Vorjahr auf 99,0% (2016: 135,4%).
in EUR Mio. |
2017 |
2016 |
2015 |
2014 |
Verrechnete Prämien |
327,6 |
140,2 |
59,3 |
51,6 |
Kfz-Kaskoversicherung |
57,5 |
15,5 |
0,0 |
0,0 |
Kfz-Haftpflichtversicherung |
101,3 |
31,7 |
0,0 |
0,0 |
Sonstige Sachversicherung |
68,0 |
15,7 |
0,0 |
0,0 |
Lebensversicherung – laufende Prämien |
49,0 |
42,7 |
37,0 |
39,2 |
Lebensversicherung – Einmalprämien |
18,0 |
19,5 |
14,7 |
12,4 |
Krankenversicherung |
33,9 |
15,2 |
7,7 |
0,0 |
Ergebnis vor Steuern |
1,4 |
-11,2 |
-2,7 |
-0,7 |