Strategische Meilensteine und Maßnahmen 2015

Neben den zuvor genannten Management-Prinzipien, die den strategischen Kurs des Konzerns bestimmen, wird die Strategie der Vienna Insurance Group mit einer Vielzahl von Projekten und Maßnahmen konkretisiert und umgesetzt. Nachstehend eine Auswahl von Projekten und Entscheidungen, die das Geschäftsjahr 2015 wesentlich prägten:

Mehrmarkenstrategie – Fortsetzung des Expansionskurses

Die VIG setzt ihren Expansionskurs in Zentral- und Osteuropa konsequent fort. Im Jahr 2015 konzentrierten sich die Aktivitäten des Konzerns auf die Baltischen Staaten. Zudem erweiterte der Konzern sein Engagement in Bulgarien.

Gründung der Compensa Nichtleben in Litauen

Ende Juli 2015 erhielt die Vienna Insurance Group von den örtlichen Behörden die Lizenz für die Gründung der Compensa Nichtleben in Litauen. Bereits seit dem Jahr 2010 vertreibt die VIG über die polnische Konzerngesellschaft Compensa Nichtleben erfolgreich Produkte im Bereich der Nichtlebensversicherung. Die neugegründete Gesellschaft wird nun das Geschäft der polnischen Assekuranz übernehmen, womit die Vienna Insurance Group ihre Aktivitäten am baltischen Versicherungsmarkt wesentlich stärkt.

Zukauf des lettischen Sachversicherers Baltikums

Im Juli 2015 hat die VIG einen Vertrag über den Erwerb von 100% der Anteile an der Baltikums AAS unterschrieben. Neben ihrem Hauptsitz in Riga ist die Baltikums zudem über eine Zweigniederlassung in Litauen tätig. Mit dem Erhalt der behördlichen Genehmigungen im Oktober 2015 wurde die Transaktion nunmehr abgeschlossen.

Erwerb der BTA Baltic in Lettland

Gegen Jahresende 2015 konnte die VIG eine Vereinbarung zum Erwerb der Mehrheitsanteile an der BTA Baltic Insurance Company AAS (BTA Baltic), die neben ihrem Hauptsitz in Lettland auch Niederlassungen in Litauen und Estland hat, abschließen. Die Akquisition erfolgt vorbehaltlich behördlicher Genehmigungen. Mit Abschluss der Transaktion wird die Vienna Insurance Group sowohl in der Lebens- als auch Nichtlebensversicherung zu einem der Top-Player im Baltikum.

Expansion in Bulgarien

Die VIG-Konzerngesellschaft Bulstrad hat eine Vereinbarung zum Erwerb von 100% der Anteile an der Gesellschaft UBB-AIG abgeschlossen. Nach Erhalt der behördlichen Genehmigung im Jänner 2016 wurde die Gesellschaft in Insurance Company Nova Ins EAD, kurz Nova, umbenannt. Der Konzern diversifiziert damit sein Portfolio in Bulgarien und nutzt die Möglichkeit, neue Kundensegmente zu erschließen. Die UBB-AIG wurde im Jahr 2006 als Bankassurance-Gesellschaft für die United Bulgarian Bank (UBB) gegründet. Zeitgleich mit dem Erwerb wurde ein Kooperationsvertrag mit der UBB unterzeichnet.

Multikanalvertrieb – Stärkung des Vertriebsnetzes

Die Vienna Insurance Group setzt auf eine diversifizierte Vertriebsstrategie. Im Jahr 2015 verstärkte der Konzern durch die Erweiterung seines Vertriebsnetzes im Baltikum und in Bulgarien sein Absatzpotenzial zur Sicherung des optimalen Kundenzugangs.

Erwerb eines litauischen Lebensversicherungsvertriebs

Die zur VIG gehörende Compensa Leben stärkt mit dem Erwerb der auf den Vertrieb von Lebensversicherungen spezialisierten Finsaltas einen wichtigen Distributionsweg in Litauen. Im Zuge der Übernahme wurde die Vertriebsgesellschaft in Compensa Life Distribution unbenannt. Mit rund 300 Versicherungsvermittlern ist die Compensa Life Distribution der größte Lebensversicherungsvertrieb in Litauen.

VIG erhöht Vertriebschancen in Bulgarien

Mit dem Erwerb des bulgarischen Versicherers Nova, vormals UBB AIG, hat die VIG-Konzerngesellschaft Bulstrad zeitgleich einen Kooperationsvertrags mit der United Bulgarian Bank (UBB) geschlossen. Der Konzern verstärkt damit im Sinne seiner Multikanalvertriebsstrategie das Absatzpotenzial. Die UBB ist die drittgrößte bulgarische Retail-Bank. Ihr Filialnetz umfasst mehr als 200 Zweigstellen und Verkaufsstellen. Durch die Kooperation sichert sich die VIG den Zugang zu den rund eine Million Kunden der UBB.

Optimierungsmaßnahmen & Initiativen

Im Sinne des lokalen Unternehmertums ist jede Konzerngesellschaft eigenständig für die Umsetzung ihrer Strategie und Profitabilität verantwortlich. Darüber hinaus gibt es konzernübergreifende Maßnahmen und Initiativen.

Fusion der polnischen Sachversicherer Compensa und Benefia

Durch die erfolgreich abgeschlossene Verschmelzung der beiden Sachversicherer Compensa und Benefia Ende Oktober 2015 verstärkt die Vienna Insurance Group ihren Marktauftritt in Polen. Die fusionierte Gesellschaft trägt den Namen Compensa TU SA Vienna Insurance Group.

Optimierung der Kapitalstruktur: Anleihen-Emission und -Rückkauf

Am 2. März 2015 hat die Gesellschaft eine Nachranganleihe im Gesamtnennbetrag von EUR 400,0 Mio. mit einer Laufzeit von 31 Jahren begeben. Eine Kündigung durch die Gesellschaft ist erstmals am 2. März 2026 und zu jedem folgenden Kupontermin zu 100% möglich. In den ersten elf Jahren der Laufzeit wird die Nachranganleihe mit einem Zinssatz von 3,75% p. a. fix verzinst, danach ist die Verzinsung variabel. Die nachrangige Anleihe entspricht den Anforderungen an Tier 2 nach Solvency II. Die Anleihe notiert an der Luxemburger Börse. Im März 2015 wurden von der Gesellschaft EUR 51.983.000 Nominale der 1. Tranche der 2008 begebenen EUR 500 Mio.-Hybridanleihe sowie EUR 35.822.500 Nominale der im Jänner 2005 begebenen Ergänzungskapitalanleihe 2005–2022 rückgekauft.

Strategische Zukunftsinitiative KMU

Im Rahmen der Wachstumsstrategie im Segment der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) konnten die geplante Produkt- und Vertriebsoptimierung auch im Jahr 2015 nachhaltig umgesetzt werden. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Vertriebsentwicklung sowie der Nutzung von Cross-Selling-Potenzialen bei Bestandskunden über unterschiedlichste Vertriebskanäle. Zudem wurden KMU-Produkte entwickelt und modifiziert bzw. der Austausch innerhalb des Konzerns im Rahmen von Best-Practice-Aktivitäten forciert. Dadurch konnte das KMU-Geschäft eine Steigerung der verrechneten Prämien von rund 6% verzeichnen und somit ein Gesamtprämienvolumen von rund EUR 300 Mio. innerhalb der Vienna Insurance Group im Jahr 2015 erwirtschaften.

Lebensversicherung – Reduktion der Einmalerläge

ZUSAMMENSETZUNG DER LEBENSVERSICHERUNG IM FÜNFJAHRESVERGLEICH

Zusammensetzung der Lebensversicherung im Fünfjahresvergleich (Balkendiagramm)

Die strategische Rücknahme der klassischen Einmalerläge in der Lebensversicherung wurde im Geschäftsjahr 2015 konsequent fortgesetzt. Der Anteil der Einmalerläge an den verrechneten Prämien der Lebensversicherung konnte im Jahr 2015 auf rund 39% gesenkt werden. Hintergrund für die bewusste Reduktion ist einerseits das anhaltend niedrige Zinsniveau sowie andererseits ertragspolitische Gesichtspunkte, vor allem in den Kernmärkten Polen und der Slowakei. In diesen beiden Ländern erfolgt der Rückzug vor allem im Segment der kurzfristigen Einmalprämien.

Schaden- und Unfallversicherung – Forcierung der Sachversicherung

ZUSAMMENSETZUNG DER SCHADEN- UND UNFALLVERSICHERUNG IM FÜNFJAHRESVERGLEICH

Zusammensetzung der Schaden- und Unfallversicherung im Fünfjahresvergleich (Balkendiagramm)

Die Kfz-Versicherung ist in vielen Ländern Zentral- und Osteuropas durch starken Wettbewerb und sinkenden Durchschnittsprämien geprägt. Die VIG verfolgt ertragsreiches gesundes Wachstum. Ziel ist somit, in jenen Ländern, die von einem starken Preiswettbewerb dominiert werden, das Prämienvolumen in der Kfz-Versicherung zu reduzieren. Im Gegenzug werden Potenziale in der Sachversicherung gehoben, indem Kunden durch gezielte Vertriebsoffensiven für diese Versicherungsprodukte sensibilisiert werden. Im Jahr 2015 wurde im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung ein Anstieg der verrechneten Prämien von 0,8% erzielt. Der Kfz-Anteil konnte dabei auf rund 45% gesenkt werden.

Solvency II – Genehmigung des partiellen internen Modells

Mit 1. Jänner 2016 ist das neue Versicherungsaufsichtssystem Solvency II auf europäischer Ebene in Kraft getreten. Die Anforderungen an die Kapitalausstattung, das Risikomanagement sowie die damit verbundenen Berichtspflichten wurden erhöht. Die Berechnung des Eigenmittelerfordernisses kann unter Solvency II nach einem aufsichtsrechtlich vorgegebenen Standardmodell oder einem individuell entwickelten internen Modell erfolgen. Um das unternehmenseigene Risikoprofil möglichst realitätsnah abzubilden, hat die Vienna Insurance Group ein partielles internes Kapitalmodell entwickelt. Die Genehmigung dafür hat die Finanzmarktaufsicht im Dezember 2015 erteilt. Die VIG ist somit der einzige österreichische Versicherungskonzern, der von Beginn an eine aufsichtsrechtliche Genehmigung für die Modellanwendung aufweisen kann. Nach diesem internen Modell liegt die Solvabilität (Eigenmittelquote) auf Ebene der börsennotierten VIG Gruppe bei einer Größenordnung von rund 200%.