Chancen und Risiken der VIG-Aktie

2015 war ein unruhiges Jahr für die Aktionäre der Vienna Insurance Group, und das, obwohl der Konzern weiterhin auf einem soliden und ertragreichen Fundament steht.

Stabiles Fundament. Jeder Kurs ist eine Mischung aus Fundamentaldaten, Erwartungen, Sentiment und Technik. Das Fundament des Konzerns ist stabil wie eh und je: Die operativen Ergebnisse sind solide und die Kapitalisierung des Versicherungskonzerns wird auch von Standard & Poor’s als exzellent bewertet. Die auf Ebene der börsennotierten VIG Gruppe errechnete Solvency-II-Quote liegt bei einer Größenordnung von rund 200% und damit weiterhin im Spitzenfeld international tätiger Versicherungskonzerne. Zur Tatsache, dass die VIG der größte Versicherungskonzern in Österreich und CEE ist, kommen zahlreiche positive Ergebnisbeiträge aus den Konzerngesellschaften und ein nicht zu vernachlässigendes Wachstumspotenzial in Zentral- und Osteuropa.

Die dennoch negative Kursentwicklung im vergangenen Jahr sowie der schmerzliche Kursrückgang auf unter EUR 20 Mitte März 2016 sind sowohl auf makroökonomische Entwicklungen als auch auf eine Abfolge von mehreren Ereignissen zurückzuführen, die zur kritischen Grundstimmung der Investoren und Analysten geführt haben: Abgesehen davon, dass die internationale Wahrnehmung der CEE-Region – den Wachstumsmärkten der VIG – immer wieder schwankt, war der Auslöser für die erste Abkoppelung der VIG-Aktie vom Markt die Ergebnisveröffentlichung am 14. April 2015. Im Rahmen dieser Präsentation ließ das Management mit der Aussage aufhorchen, dass die negativen Auswirkungen des Niedrigzinsumfelds 2015 selbst durch weitere Verbesserungen des versicherungstechnischen Ergebnisses nicht überkompensiert werden können. Die darauf folgenden Anpassungen der Gewinnerwartungen durch die Kapitalmarktanalysten führten zur ersten deutlichen Kurskorrektur vom zuvor am 10. April 2015 erreichten Höchstkurs von EUR 42,62 auf EUR 35,50 Ende April.

Die regelmäßige Überprüfung der Zusammensetzung zweier wichtiger europäischer Indices, MSCI und STOXX, in den Monaten Mai und Juni verstärkte den Druck auf den Aktienkurs. Auf Grund einer zu geringen Marktkapitalisierung des rund 30%-igen Streubesitzes schied die VIG-Aktie aus diesen beiden wichtigen Indexfamilien aus. Das führte zu einem technischen Kursrückgang. Viele Fonds sind sogenannte „Index-Tracker“, das heißt, sie bilden die Zusammensetzung unterschiedlicher Aktienindizes ab. Das bedeutet wiederum, dass Indexveränderungen ohne Auseinandersetzung mit der fundamentalen Entwicklung eines Unternehmens im Fonds-Portfolio übernommen werden. Der daraus resultierende Verkaufsdruck führte zu einem weiteren Abverkauf der VIG-Aktie. Diese schloss zum 1. Halbjahr 2015 mit einem Kurs von EUR 30,775, 17% unter dem Jahresendwert von 2014.

Die generelle Nervosität der Märkte, einerseits bedingt durch Konjunktursorgen rund um China, andererseits durch die Diskussionen um die Handlungsfähigkeit der Europäischen Union angesichts der Flüchtlingskrise, belasteten im 2. Halbjahr 2015 die Aktienkurse grundsätzlich. In diesem Umfeld gab die VIG schließlich eine IT-Wertberichtigung bekannt. Im Lichte des dadurch niedrigeren Gewinns gab es die ersten Anzeichen und Befürchtungen, dass dies auch Auswirkungen auf die Dividendenausschüttung der VIG haben könnte. Hinzu kam gegen Jahresende der für den Markt unerwartete Managementwechsel. Die Aktie der VIG fiel am 14. Dezember 2015 auf den Tiefststand des letzten Jahres von EUR 24,91.

Start mit Gegenwind. Der Start ins Börsenjahr 2016 stand wieder im Zeichen von Befürchtungen, die chinesische Wirtschaft könnte in Schwierigkeiten geraten. In diesem Marktumfeld gab der Kurs der VIG-Aktie Mitte Jänner bis auf knapp EUR 22 weiter nach. Die Veröffentlichung des vorläufigen Gewinns vor Steuern, der von den Auswirkungen des Niedrigzinsumfelds und auch durch weitere Impairments auf immaterielle Vermögensgegenstände belastet wurde, führte nochmals zu einer deutlichen Kurskorrektur. Die langjährige Dividendenpolitik der VIG, wonach mindestens 30% des Nettokonzerngewinns nach Minderheiten ausgeschüttet werden, wurde beibehalten. Für das Geschäftsjahr 2015 schlägt der Vorstand den Gremien eine Dividende von 60 Cent pro Aktie vor. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von rund 78%.

Ausblick. Das Niedrigzinsumfeld wird auch 2016 eine große Herausforderung für die VIG bleiben. Dennoch strebt die Gruppe mindestens die Verdoppelung des Vorsteuerergebnisses 2015 an und plant einen Gewinn vor Steuern 2016 von bis zu 400 Millionen Euro.

Mittelfristig soll auch die Combined Ratio der VIG, eine wichtige Profitabilitätskennzahl im Bereich der Schaden- und Unfallversicherung, in Richtung von 95% verbessert werden.

Die Darstellung der Chancen und Risiken in der Geschäftsentwicklung des Konzerns werden weiter im Fokus der Kommunikation stehen. Es gilt, sukzessive das Vertrauen des Marktes zurückzugewinnen.

Die VIG Equity Story

  • Marktführer in Österreich und CEE
  • Langfristiges Wachstumspotenzial
  • Erfolgreiches Geschäftsmodell: Breite Diversifikation nach Ländern, Produkten und Vertriebswegen
  • Optimale Kombination aus lokalem Unternehmertum und zentraler Risikosteuerung
  • Erfahrenes Management
  • Starke Kapitalisierung
  • Konservative Veranlagungspolitik