Wir werden Sicherheit & Stabilität brauchen

Zukunftstrends (Illustration)

Wie stellt sich die Jugend von heute das Leben von morgen vor? Genau das wollte die VIG von Studierenden aus Österreich und der CEE-Region erfahren und hat sie zu ihren Erwartungen im Hinblick auf zukünftige Trends des digitalen Zeitalters befragt.

Was haben der Kabarettist Karl Valentin, der Schriftsteller Mark Twain und der Naturwissenschaftler Niels Bohr gemeinsam? Jeder dieser Persönlichkeiten wird die folgende Aussage zugeordnet: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Dennoch ist es unerlässlich, sich damit zu beschäftigen. Manche Entwicklungen zeichnen sich bereits am Horizont ab, manche werden uns überraschen.

Technologie treibt das Sicherheitsbedürfnis. Die Studierenden der „Master Class CEE“ sehen optimistisch in ihre Zukunft. In zwanzig Jahren wird die Welt nicht im Chaos versunken sein, sondern sich, befeuert durch rasanten technologischen Wandel, stark weiterentwickelt haben. Die meisten der Studierenden schätzen ihr Sicherheitsbedürfnis in zwanzig Jahren höher ein als heute. „Ich denke, das Sicherheitsbedürfnis wird in Relation zu technologischen Trends steigen“, so die Österreicherin Katharina Haramia.

Eine wesentliche Entwicklung lässt sich unter dem Stichwort „Smart Living“ zusammenfassen. „Dinge des täglichen Lebens werden miteinander verbunden sein und mit dem Smartphone, als ‚Lebensfernsteuerung’, permanent kontrolliert und gesteuert“. stellt sich die Ungarin Dora Jokkel die Zukunft vor. Es entsteht eine Quasi-Einheit zwischen Mensch und Smartphone. „Während ich noch im Bett liege, könnte ich meiner Kaffeemaschine über das Smartphone den Auftrag geben, einen Kaffee zu machen“, meint die Österreicherin Bernadette Neumayer. Und das nicht etwa mühsam über eine SMS oder ein App – nein, das Smartphone lässt sich über Gedanken bedienen.

Big Data. Häuser, Autos, Freundschaften – alles wird künftig „smart“, also interdependent verbunden sein. Die Digitalisierung wird in alle Lebensbereiche Einzug halten. Neumayer: „Einerseits kann das unser Leben einfacher machen, andererseits macht uns das verletzlicher“. Und zwar dort, wo es um die Sicherheit dieser Unmengen von Daten geht, um diese vor Cyberkriminalität zu schützen.

Das wird in einem höheren Bedürfnis nach Sicherheit in der virtuellen Welt resultieren, und ein neues Geschäftsfeld für Versicherungen bieten. „Immer wenn ich das Haus verlasse, gehe ich im Kopf meine Checklist durch: Schlüssel, Geldbörse, Mobiltelefon. In zwanzig Jahren werden diese drei zu einem gemeinsamen Smartphone verschmolzen sein, mit dem ich meine Rechnungen bezahle und meine Wohnung aufsperre. Deshalb möchte ich sicher gehen, dass meine Daten gesichert und versichert sind“, meint Stefanie Bohacek aus Österreich.

Andererseits könnten sich Versicherungen die große Menge an Daten zunutze machen, um Kundenbedürfnisse genau zu eruieren und maßgeschneiderte Produkte anzubieten. Überhaupt wird angenommen, dass die Produkte künftig um vieles individueller und personalisierter sind. Ein gewisser Widerspruch, denn auf der anderen Seite wird erwartet, dass Versicherungen künftig ganz simpel über das Smartphone abgeschlossen, verwaltet, deaktiviert und wieder eingeschalten werden können. Eine digitale Abwicklung bedarf jedoch eines bestimmten Niveaus an Standardisierung.

Mobilität. Zunehmende Bedeutung wird den Themen Reisen und Mobilität beigemessen: „Ich glaube, dass das regelmäßige Reisen von einem Kontinent zum nächsten so üblich sein wird, wie heute die Straßenbahn zu benutzen. Darauf müssen Versicherungen mit flexiblen, individuellen Versicherungsprodukten reagieren“, so Jokkel. „Mein persönlicher Eindruck ist, je ‚grenzenloser’ wir werden, desto mehr Sicherheit werden wir brauchen“, meint die Slowakin Lukrecia Maljarova.

Ethische Herausforderungen. Ein Thema mit steigender Relevanz ist die Überalterung der Gesellschaft. Diese wird den Trend zu privater Pensionsvorsorge befeuern, weil das staatliche Pensionssystem an seine Grenzen stößt. Auch die medizinische Vorsorge und Versorgung wird im Kontext der Versicherung an Bedeutung gewinnen. Das wird die Versicherungsindustrie aber gleichzeitig vor wichtige ethische Fragen stellen. Wie werden sie mit den neuen Möglichkeiten im Bereich genetischer Analyse umgehen? Wird sie Kunden wegen der Ergebnisse genetischer Tests ablehnen oder Kunden verpflichten, solche zu machen, um auf Basis der Ergebnisse die Prämien zu berechnen? Gleichzeitig könnten Kunden in zwanzig Jahren wissen, woran sie zukünftig erkranken werden. „Das könnte die Idee der Versicherung gefährden, wenn sich nur mehr jene versichern, die auch wissen, dass sie wahrscheinlich erkranken“, so Hannah Kofler aus Österreich.

Eine Herausforderung werden auch „Fitness Tracker“ darstellen. Armbänder, die jeden Aspekt des täglichen Lebens aufzeichnen: sportliche Aktivität, Schlaf, Bewegungsmuster, etc. Wird es vermehrt Versicherungstarife geben, die das Benutzen eines solchen Trackers belohnen oder Rabatte bei einer Mindestanzahl von Schritten je Monat gewähren? Versicherungen werden daran gemessen werden, wie sie mit der Frage nach der Sicherheit genau dieser Daten umgehen.

Dass Versicherungen obsolet werden, scheint ganz undenkbar. Es braucht diese Einrichtungen, die Risiken übernehmen und das sich ohnedies immer schneller weiterentwickelnde Leben absichern und ein bisschen berechenbarer machen. „Das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität wird so stark sein, dass Versicherungen in Zukunft nicht einfach etwas sein werden, was man gerne hätte, sondern etwas, dass man im tagtäglichen Leben unbedingt benötigt“, fasst die Slowakin Juliana Pivovarnikova das Thema zusammen.

Master Class CEE

Absolventen des Master-Class-CEE-Programms (Foto, © Peter Berger)

Die VIG ist seit 2013 Sponsor der Master Class CEE, einem zweisemestrigen Kompaktprogramm der WU Wien zur Vermittlung von Managementkompetenzen, speziell hinsichtlich der Führung und Steuerung multinationaler Unternehmen in Zentral- und Osteuropa. Mehr Informationen unter www.vig.com/kooperationen