Geschäftsverlauf des Konzerns 2016

Allgemeines

Die rund 50 zur Vienna Insurance Group gehörenden Versicherungsgesellschaften sind in den berichtspflichtigen Segmenten Österreich (inkl. der Zweigniederlassungen der Wiener Städtischen in Slowenien sowie der Wiener Städtischen und der Donau Versicherung in Italien), Tschechische Republik, Slowakei, Polen (inkl. dem Versicherungsgeschäft der Zweigniederlassung der Compensa Nichtleben in Litauen und Lettland bis zum Versicherungsbestandsübertrag am 31. Dezember 2015), Rumänien, Baltikum (seit 1. Jänner 2016 inkl. dem Versicherungsbestandsübertrag der Compensa Nichtleben (Polen) in die Compensa Nichtleben

(Litauen)), Ungarn, Bulgarien, Türkei/Georgien, Sonstige CEE, Übrige Märkte und Zentrale Funktionen tätig. Diese 12 Segmente werden in der nach Geschäftsbereichen gegliederten Konzernberichtserstattung erläutert.

Das Segment Sonstige CEE beinhaltet die Länder Albanien inkl. Kosovo (im Kosovo befindet sich eine Zweigniederlassung einer albanischen Gesellschaft), Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Moldau, Serbien und die Ukraine.

Die Märkte Montenegro und Weißrussland wurden im Jahr 2016 aufgrund ihrer untergeordneten Bedeutung nicht in den Konsolidierungskreis der VIG einbezogen. Nähere Informationen zum Konsolidierungskreis sowie den Konsolidierungsmethoden sind auf Seite 128 im Anhang zu finden. Details zu den Änderungen des Konsolidierungskreises können dem Anhang ab Seite 129 entnommen werden.

Die VIG ist in den meisten ihrer Märkte mit mehr als einer Gesellschaft bzw. Marke präsent. Die Gesellschaften in einem Land adressieren durch ihren individuellen Marktauftritt auch verschiedene Zielgruppen. Dementsprechend unterscheiden sich die Produktportfolios in ihrer Ausgestaltung. Die Anwendung der Mehrmarkenstrategie bedeutet jedoch nicht, dass Synergiepotenziale nicht genutzt werden. Der wirtschaftliche Einsatz von Ressourcen und die Effizienz der Strukturen werden regelmäßig überprüft. In vielen Ländern werden bereits erfolgreich unternehmensübergreifende Backoffices zur gemeinsamen Erledigung von Verwaltungsaufgaben genutzt. Um pro Land eine einheitliche Steuerung sicherzustellen, gibt es auf Vorstandsebene zudem spezifische Länderverantwortungen. Fusionen von Konzerngesellschaften werden dann in Erwägung gezogen, wenn die dadurch zusätzlich erzielten Synergieeffekte stärker sind als die Vorteile eines diversifizierten Marktauftrittes.

Zur besseren Lesbarkeit sind die Firmennamen im ganzen Bericht abgekürzt. Im Abkürzungsverzeichnis befindet sich eine Liste mit den vollständigen Firmenwortlauten.

Um Doppelangaben zu vermeiden, wird in der Folge auf geeignete Angaben im Konzernanhang verwiesen. Die Entwicklung der wesentlichen Posten der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung werden sowohl in der Segmentberichterstattung als auch im Anhang dargestellt. Die weiteren Angaben im Lagebericht sollen in der Folge diese Daten näher erläutern.

Neue Segmentberichterstattung

Seit Beginn 2016 erfolgt die Konzernsteuerung und darauf aufbauend das laufende Reporting an den Konzernvorstand als oberstes Entscheidungsorgan ausschließlich auf Länderebene (ausgenommen Baltikum und Albanien inklusive Kosovo). Bestimmte Länder wurden dabei aufgrund der Größenkriterien entsprechend ihrer regionalen bzw. produktspezifischen Aspekte zusammengefasst (Türkei/Georgien, Sonstige CEE und Übrige Märkte). Die Länder Estland, Lettland und Litauen werden als Geschäftssegment Baltikum sowie Albanien und Kosovo als Geschäftssegment Albanien inkl. Kosovo, das dem Berichtssegment Sonstige CEE zugeordnet wird, an den Vorstand berichtet.

Eine separate Betrachtung nach Bilanzabteilungen (Schaden/Unfall, Leben, Kranken) erfolgt im laufenden Reporting nicht mehr. Diese Änderung erfolgte im Rahmen der mit 1. Jänner 2016 durchgeführten Neuzusammensetzung des Konzernvorstands. Die laufende Überwachung der Werthaltigkeit der Firmenwerte erfolgt seit dem 1. Quartal 2016 ausschließlich auf Länderebene.

Detaillierte Informationen zur Segmentberichterstattung der VIG finden Sie im Konzernabschluss ab Seite 136.

Rückwirkende Anpassungen

Korrektur Gemeinnützige Gesellschaften

Die Anpassung basiert auf einem Bescheid der Finanzmarktaufsicht (FMA) vom 2. August 2016 gem. § 3 (1) Z 3 RL-KG (Rechnungslegungs-Kontrollgesetz), in welchem die FMA die Abbildung der Beteiligungen an Gemeinnützigen Gesellschaften als nicht IFRS-konform feststellt. Gegenstand der Prüfung waren die Konzernabschlüsse zum 31. Dezember 2014 und 31. Dezember 2015 sowie die Halbjahresberichte zum 30. Juni 2014 und 30. Juni 2015. Gemäß diesem Bescheid wurden gesetzliche Ausschüttungs- und Verwertungsrestriktionen, denen Gemeinnützige Gesellschaften und indirekt deren Holding unterliegen, sowohl bei der Ermittlung des beizulegenden Zeitwertes zum Zeitpunkt des Beherrschungsverlustes als auch bei der Erfassung der Gewinnanteile aus diesen Unternehmen nicht berücksichtigt. Die Auswirkungen auf die Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung der Vienna Insurance Group stellen sich wie folgt dar:

  • Die nicht beherrschenden Anteile, die im Zuge der Umstellung von Vollauf at equity-Konsolidierung der WWG Beteiligungen GmbH (vormals Neue Heimat Holding) ausgewiesen wurden, fallen zur Gänze weg. Durch diesen Effekt sinken die nicht beherrschenden Anteile am Eigenkapital um TEUR 57.101 (Stand 1. Jänner 2015).
  • Aufgrund der geänderten Umstiegskonsolidierung per 1. Jänner 2014 sinkt der at equity-Buchwert der Gemeinnützigen Gesellschaften zum 1. Jänner 2015 um TEUR 501.730.
  • Der laufende Ergebnisbeitrag der Gemeinnützigen Gesellschaften wird ab dem Restatement per 1. Jänner 2015 nur mehr mit dem Betrag der erhaltenen Ausschüttungen angesetzt anstatt wie bisher mit dem anteiligen Ergebnis der Gesellschaften.

Steuereffekt Risikorücklage

Im Zuge der IFRS/IAS-Umstellung wurden auf die Umgliederung der unversteuerten Risikorücklage passive latente Steuern gebildet. Die nunmehr vorliegende AFRAC-Stellungnahme aus dem Jahr 2016 kommt zum Schluss, dass kein latenter Unterschiedsbetrag vorliegt. Stattdessen wäre, wenn es wahrscheinlich bzw. absehbar ist, dass die unversteuerte Risikorücklage aufzulösen ist und es auch zu einer Steuerbelastung kommt, eine Rückstellung für laufende Steuer(rück)zahlung zu bilden. Aufgrund der AFRAC-Stellungnahme kommt es zur Notwendigkeit, die Bilanzierungsgrundsätze der Vienna Insurance Group zu ändern.

Korrektur Impairmenttest

Im Zuge einer Prüfung der OePR gemäß § 2 Abs. 1 RL-KG wurde festgestellt, dass der Konzernabschluss der VIENNA INSURANCE GROUP AG Wiener Versicherung Gruppe in der Vergangenheit aus folgenden Gründen fehlerhaft war: Die Ermittlung der Werthaltigkeit von nicht finanziellen Vermögenswerten erfolgte seit dem Jahr 2013, wie in den Grundsätzen der Bewertung und Bilanzierung im Konzernanhang erläutert, anhand eines Discounted-Cash-Flow-Verfahrens, wobei langfristige Verbindlichkeiten, die wirtschaftlich dem Eigenkapital nahestehen, in den Buchwerten berücksichtigt wurden. Für die Berechnung des Diskontsatzes wurde ein modifizierter Kapitalisierungssatz (WACC) herangezogen, dessen Tier 2-Komponente aus einer Peer-Group des VIG-Konzerns abgeleitet wurde. Das Verhältnis von Eigenkapital zu Tier 2-Kapital wurde ebenfalls aus dem Verhältnis der genannten Peer-Group gewonnen.

Die angewendete Berechnung des Zinssatzes erfolgte somit anhand der Finanzierungsstruktur einer Peer-Group, die die vermögensspezifischen Risiken des VIG-Konzerns insgesamt und nicht jene der einzelnen zu testenden CGUs abgebildet hat. Gleichzeitig wurde das Nettovermögen der CGUs in Abhängigkeit der unternehmensspezifischen Finanzierung der VIG dargestellt. Daher wurden weder die spezifischen Risikoprofile der einzelnen Bewertungsobjekte noch die Unabhängigkeit der Kapitalstruktur des eigenen Unternehmens berücksichtigt.

Die Korrektur erfolgt im Sinne einer rückwirkenden Anpassung gemäß IAS 8. Dazu stellt die VIG auf einen reinen Equity-Ansatz im Sinne eines Dividend-Discount-Model um. Gleichzeitig findet der Wechsel von einem modifizierten Kapitalisierungssatz (WACC) auf einen Eigenkapitalkostensatz statt. Dies führt auf Basis der Werte zum 31. Dezember 2015 zu einer Verringerung des Goodwills von EUR 90,6 Mio. (31. Dezember 2014: EUR 0,0 Mio.) und des Eigenkapitals zum 31. Dezember 2015 im gleichen Betrag (31. Dezember 2014: 0,0 Mio.). Das EGT des Geschäftsjahres 2015 verringert sich somit ebenfalls um EUR 90,6 Mio.

Finanzielle Leistungsindikatoren

Die wesentlichen finanziellen Leistungsindikatoren, welche die Grundlage für die Bewertung des Geschäftsverlaufes der Vienna Insurance Group bilden, werden im Anschluss dargestellt.

Zentrale Größen der Konzern-GuV

in EUR Mio.

2016

2015
angepasst

Veränderung
in %

Verrechnete Prämien – Gesamtrechnung

9.050,97

9.019,76

0,3 %

Abgegrenzte Prämien – Eigenbehalt

8.191,26

8.180,54

0,1 %

Aufwendungen für Versicherungsfälle

-6.753,45

-6.748,87

0,1 %

Aufwendungen für Versicherungsabschluss und -verwaltung

-1.907,81

-1.847,57

3,3 %

Finanzergebnis exklusive at equity bewertete Unternehmen

912,19

999,99

-8,8 %

Ergebnis aus Anteilen an at equity bewerteten Unternehmen

46,62

40,21

15,9 %

Sonstige Erträge und Aufwendungen

-82,08

-577,24

-85,8 %

Ergebnis vor Steuern

406,73

47,06

764,3 %