Rechtliches Umfeld
Solvency II
Die Änderungen im europäischen Versicherungsaufsichtssystem, die unter dem Namen Solvency II bekannt sind und von allen Mitgliedsstaaten der EU umzusetzen sind, stellten Versicherungsunternehmen vor große Herausforderungen. Temporäre Unsicherheiten über die finale Ausgestaltung im Detail erforderten ein hohes Maß an Flexibilität in den Umsetzungsplanungen der Gesellschaften.
Nach Jahren der Vorbereitung ist Solvency II zu Beginn des Jahres 2016 vollumfänglich in Kraft getreten. Zeitgleich findet nun auch das neue Versicherungsaufsichtsgesetz für Österreich (VAG) Anwendung.
Auf die Erfüllung der umfangreichen Anforderungen, die Solvency II ab 2016 bzw. die VAG-Novelle bereits seit Mitte 2014 an die Unternehmen stellte, war die VIG gut vorbereitet. Das konzernweite Projekt „Solvency II“ wurde nach knapp 7 Jahren erfolgreich zum Abschluss gebracht.
Im Zuge dieses Projektes, das zentral aus Österreich gesteuert wurde, wurden die rechtlichen Entwicklungen intensiv verfolgt und die notwendigen Maßnahmen zeitnah gesetzt, so dass alle Einzelgesellschaften und die Gruppe für die Einführung von Solvency II angemessen vorbereitet waren.
Einheitliche Richtlinien, Berechnungs- und Berichterstattungslösungen sowie weiterführende Risikomanagementprozesse wurden mit Unterstützung von Fachexperten aus den Einzelgesellschaften entwickelt und implementiert.
Die Entwicklung und Implementierung eines partiellen internen Modells wurde im Zuge des Solvency II-Projektes sowohl auf Konzernals auch auf Einzelebene intensiv verfolgt. In den jeweiligen Gesellschaften sind die Berechnungsprozesse eingerichtet und das notwendige Knowhow vorhanden, um sowohl auf Einzelunternehmensebene als auch hinsichtlich der Gruppenberechnungen konsistente und steuerungsrelevante Werte ermitteln zu können. Die von dem Modell ermittelten Kenngrößen werden in der Unternehmenssteuerung berücksichtigt.
Mit Jahresende 2015 wurde seitens der zuständigen Gruppenaufsichtsbehörde, der österreichischen Finanzmarktaufsicht FMA, das partielle interne Modell sowohl für den Einsatz auf Gruppenebene als auch für den Einsatz auf Einzelgesellschaftsebene für die wichtigsten Märkte genehmigt.
In Hinblick auf die qualitativen Risikomanagement-Anforderungen wurde in der Vienna Insurance Group ein einheitliches Solvency II-adäquates Governance-System etabliert, das alle notwendigen Schlüsselfunktionen umfasst sowie die Verantwortlichkeiten und Prozesse klar definiert. Weiters wurden konzernweit einheitliche Standards und Methoden hinsichtlich Risikoinventur und ORSA entwickelt, die dezentral und auf Gruppenebene erfolgreich durchgeführt wurden und eine fristgerechte Meldung des ORSA Ende 2016 an die Aufsicht sicherstellten. Ein konzernweit harmonisiertes internes Kontrollsystem unterstützt die Einhaltung der sich aus dem Risikomanagement ergebenden Leitlinien und Vorgaben.
Im Jahr 2016 lagen neben der ersten offiziellen Solvabilitätsberechnung nach Solvency II unter anderem die aufsichtsrechtlichen Meldungen und deren schrittweisen Automatisierung im Fokus. Die Sicherstellung einer hinreichenden Datenqualität sowie die Beschleunigung der Meldeprozesse waren von zentraler Bedeutung.
Weitere Schwerpunkte in den Tätigkeiten lagen in der Weiterentwicklung der internen Modelle der Vienna Insurance Group sowie der technischen und organisatorischen Vorbereitung der Meldungen im Jahr 2017, in dem eine Vielzahl an zusätzlichen quantitativen Informationen und die qualitative Berichterstattung nach Solvency II erstmalig zu erfolgen haben.
Die Entwicklungen in Zusammenhang mit Solvency II, insbesondere die möglichen Änderungen der Extrapolation der risikolosen Zinskurve, die die Höhe der versicherungstechnischen Rückstellungen und damit die Eigenmittel der VIG beeinflussen, werden seitens der VIG beobachtet und analysiert.