VIG setzt auf ausgewogene Balance zwischen klassischem und digitalem Vertrieb

Die Digitalisierung ist ein wesentlicher Schwerpunkt der VIG, um fit für die Zukunft zu bleiben.

Gábor Lehel (Foto, © Union Biztosító)

Gábor Lehel: Generaldirektor der ungarischen Union Biztosító und Stellvertreter für den Vorstand der VIG

Der Trend der Digitalisierung macht auch vor dem Versicherungsgeschäft nicht Halt. Welche Trends sehen Sie und sind sogenannte InsurTechs eine Konkurrenz?

Ich kann das nur bestätigen, auch für die VIG spielt Digitalisierung eine große Rolle. Die rasche Technisierung ist eine Tatsache und die Ansprüche unserer Kunden und Vermittler verändern sich. Darauf gilt es, zukunftsorientiert zu reagieren. Es zeichnet sich die Tendenz ab, Prozesse schneller, automatisiert und papierlos zu gestalten. Maschinen und Computer werden an Bedeutung gewinnen und teilweise auch untereinander kommunizieren.

Das heißt aber nicht, dass Menschen überflüssig werden. Im Gegenteil, sie bringen jene hochwertigen Eigenschaften ein, die Maschinen nicht können: Gefühle, Vertrauen, Intuition. Daher sehen wir die Digitalisierung weniger als Bedrohung, sondern als Anreiz zur Erneuerung.

Wir beobachten auch die entstehenden InsurTechs sehr genau. Von diesen IT-getriebenen Start-ups können auch wir lernen. Dahinter stecken eine interessante Denkweise und teilweise gute Ideen. Vielleicht werden auch wir in Zukunft mit dem einen oder anderen InsurTech kooperieren.

Viele dieser Unternehmen wirken zwar vordergründig schick und modern, bei genauerem Hinsehen preisen sie aber oft Dinge an, die schon lange existieren, nur eben nicht in einer „coolen“ Aufmachung.

Die VIG blickt auf eine über 190-jährige Geschichte zurück, im Vorjahr wurde die Digitalisierung als Schwerpunkt definiert. Wie unterscheiden sich da die einzelnen Märkte innerhalb des Konzerns?

Viele Märkte in Osteuropa haben einen sehr offenen Zugang zum Thema Online-Versicherung und Digitalisierung. Hier gibt es schon viel mehr Online-Abschlüsse als in Österreich. Das hat auch mit den gesetzlichen Spielräumen dereinzelnen Länder zu tun. Österreich ist da um einiges strenger. In Summe konnten wir im Konzern aber schon einiges in Bewegung setzen.

Zum Beispiel setzt die Wiener Städtische seit dem Vorjahr auf Videoberatung, bei einer polnischen Konzerngesellschaft kann man Kfz-Versicherungen via App oder Bankomat binnen Sekunden abschließen und in der Tschechischen Republik sind Vertragsabschlüsse mittels digitaler Signatur möglich.

Wäre es hier nicht effizienter, die Neuerungen gleich konzernweit zu etablieren und diese zentraler zu steuern?

Ganz im Gegenteil: Einzelne Gesellschaften fungieren als Piloten. Was dort funktioniert, kann später auf ein anderes Land übertragen oder gruppenweit ausgerollt werden. Wir screenen derzeit unsere 50 Gesellschaften nach digitalen Entwicklungen, Produkt- und Serviceleistungen mit dem Ziel, diese innovativen Ideen für alle Konzerngesellschaften zugänglich zu machen.

Außerdem arbeiten wir an einem gemeinsamen gruppenweiten Verständnis, wie wir als Konzern mit dem Thema Digitalisierung umgehen wollen, um den optimalen Kundenzugang sicherzustellen und gruppenweite Synergien bestmöglich nutzen zu können. Die Umsetzung selbst liegt aber im Ermessen der jeweiligen Konzerngesellschaft – ganz im Sinne unserer dezentralen Strukturen.

Neben der Automatisierung von Prozessen wird unser Fokus bei der Digitalisierung vor allem auf die Produkt- und Serviceseite gesetzt. Damit schaffen wir den größten Nutzen für unsere Kunden und Vermittler.

Wie gehen Sie vor, um mit den Veränderungen Schritt zu halten?

„Wir versuchen bewusst Innovation zu fördern.“

Wir versuchen bewusst Innovationen zu fördern. Zum Beispiel bietet die Kooperation mit Innovation Labs den Rahmen, Methodiken, Instrumente und Strukturen, um innovative Aktivitäten über betriebliche Grenzen hinweg zu stärken – ob bei der Entwicklung neuer Produkte oder auch bei der Auseinandersetzung mit neuen technischen Trends.

Außerdem finden regelmäßig Digitalisierungs-Workshops im Konzern statt, wo neue Entwicklungen, Tendenzen, aber auch Lösungen diskutiert werden und ein Know-how- und Erfahrungsaustausch stattfindet.

Die VIG ist also mit voller Kraft auf dem Weg ins digitalisierte Geschäft?

Einerseits schon, da digitale Entwicklungen für die Nutzer sehr hilfreich sein können. Andererseits dürfen wir aber nicht außer Acht lassen, eine gesunde Kombination aus klassischen und digitalen Lösungen zu finden. Gerade in einer stark personenbezogenen Branche wie dem Versicherungswesen ist das von entscheidender Bedeutung.

INNOVATIVE PRODUKTE

VIG goes digital

Ein kurzer Auszug aus der Vielzahl von digitalen Angeboten innerhalb der VIG.

s Versicherung vertreibt digital via „George“. Der s Unfall-Schutz der s Versicherung garantiert eine Sofortzahlung nach Unfällen, basierend auf einem definierten Verletzungskatalog. Kunden ersparen sich damit lange Verfahren zur Bewertung möglicher Invalidität. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist, dass Kunden diese Unfallversicherung jederzeit und weltweit auch über die Online-Banking Plattform „George“ von Erste Bank und Sparkassen abschließen können. Der Versicherungsschutz beginnt in der Sekunde des Mausklicks zum Vertragsabschluss. Das Angebot der s Versicherung auf „George“ wird nun Schritt für Schritt ausgebaut. Diese Entwicklung ist ein klarer Beleg für die erfolgreiche Partnerschaft zwischen Erste Group und VIG!

Krankenversicherungskarte (Foto, © BCR Leben)

BCR Leben gibt Krankenversicherungskarte auf Grundlage einer Prepaidkarte heraus. Mit einer neuen Krankenversicherung erleichtert die BCR Leben in Rumänien ihren Kunden die Abrechnung medizinischer Leistungen durch eine Prepaid-Karte mit Mastercard-Lizenz. Ein einfacher Online-Prozess erlaubt die Terminvereinbarung bei Ärzten und die Kostenerstattung direkt auf die Prepaid-Karte, noch vor der Konsultation des Arztes. Ein bequemer und sicherer Weg. Das ist Kundenservice par excellence!

Wiener Städtische berät im Live-Chat. Als erstes österreichisches Versicherungsunternehmen ist die Wiener Städtische Versicherung für ihre Kunden auch via Live-Chat erreichbar. Auf der Internetseite „wienerstaedtische.at“ kann ein Chat mit Beratern der Serviceline gestartet werden. Im ersten halben Jahr wurde dieses Service bereits 5.000 Mal in Anspruch genommen, das sind pro Arbeitstag im Schnitt 38 Kundenanfragen.

Krankenversicherungs-App aus Bulgarien. Die bulgarische Konzerngesellschaft Bulstrad Leben hat 2016 die innovative, kostenlose Krankenversicherungs-App B-Assist gelauncht. Damit können Kunden, die dieses Produkt erworben haben, kostenlos und mit wenigen Klicks Arzttermine vereinbaren. Ebenso erinnert die App Kunden an ihre vereinbarten Termine und ermöglicht den Austausch von erforderlichen Dokumenten. Über eine Landkartenfunktionalität können die Kunden unter kooperierenden medizinischen Anbietern ihre Wahl treffen.